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Cannabis als Medizin – was jetzt (noch) besser werden muss!

Lob und Kritik ernteten die letzten vier Jahre seit dem Inkrafttreten des Gesetzes Cannabis als Medizin. Und jetzt? Nun heißt es, verbessern, was sich verbessern lässt. Wir haben Experten aus Industrie, Politik, Medizin, aber auch Anwälte und Patienten*innen gefragt: Was sehen sie als zukünftige Chancen wie Risiken und was sind ihre Wünsche für die Zukunft von medizinischem Cannabis in Deutschland? Nach der Bundestagswahl stehen die Aussichten gut, dass die neue Regierung das Gesetz zu Cannabis als Medizin nachjustiert.

Der Genehmigungsvorbehalt muss weg und Entbürokratisierung

Der größte Konsens herrscht hinsichtlich des Genehmigungsvorbehalts: „Zu vielen Patienten wird leider immer noch der Zugang zu dieser zusätzlichen Therapieoption verwehrt. Es ist Zeit, medizinisches Cannabis für Patient:innen wie ein normales Arzneimittel verfügbar zu machen“, meint Dr. Adrian Fischer, Mitgründer und Geschäftsführer von Demecan. Zustimmung erhält er von Lana Korneva. Die Geschäftsführerin von Drapalin Pharmaceuticals wünscht sich „die Abschaffung des Genehmigungsvorbehalts bei Erstattungen durch GKVs für Cannabis-Arzneimittel – zumindest bei den gängigen Einsatzgebieten“. Auch einer der führenden Cannabis-Ärzte, Dr. Franjo Grotenhermen, begrüßt im Namen der Arbeitsgemeinschaft Cannabis als Medizin (ACM) die aktuelle Forderung von FDP und Grünen, „den Genehmigungsvorbehalt bei der Kostenübernahme für cannabisbasierte Medikamente durch die gesetzlichen Krankenkassen abzuschaffen.“

Hanfverband Geschäftsführer Georg Wurth meint: „Ärzte und Patienten sollten gemeinsam über die Therapie entscheiden.“ Sebastian Schütze, Mitglied der Geschäftsführung und Director Policy beim Bundesverband der Pharmazeutischen Industrie und Leiter der Industriearbeitsgruppe Cannabis, pflichtet dem bei: „Allgemein sollte mehr auf die Therapieverantwortung der Ärzte vertraut werden. Die müssen aber auch die Gelegenheit haben, ärztliche Therapieerfahrung zu sammeln.“ Das geht wiederum nur mit einer entsprechende Kostenzusage, ohne die der Arzt kein Rezept für Cannabis zu Lasten der gesetzlichen Krankenkasse ausstellen darf.“

Weniger Aufwand für chronisch Erkrankte und einfacherer Zugang zu niedrigen THC-Präparaten

Dr. med. Julian Wichmann kritisiert, dass für chronisch Erkrankte regelmäßige Arztbesuche vor Ort erforderlichen seien, um ein Rezept zu erhalten. Dies sei „eine zusätzliche Belastung und teils nicht zumutbar.“ Die Frage sei daher, „wie man den Aufwand für Folgerezepte im Interesse der Patienten gering hält unter gleichzeitiger Wahrung der Vorschriften“, so Wichmann. Zudem fordert der Facharzt, der mit Algea Care weit über tausend Patienten betreut: „Perspektivisch sollte eruiert werden, Präparate mit einem niedrigen THC-Anteil per normalen Rezepten anstatt Betäubungsmittelrezepten verschreibbar zu machen. Dies würde die Akzeptanz innerhalb der Ärzteschaft deutlich erhöhen.“

Eigenanbau sollte im kleinen Rahmen legalisiert werden

Alex Rogers, Direktor der ICBC, wünscht sich, „dass alle Bürger*innen in der Lage sein werden, im kleinen Rahmen zu Hause anzubauen“. Es sei „wichtig für jeden Menschen, so selbständig und proaktiv wie möglich zu sein, wenn es darum geht, sich um die eigene Gesundheit zu kümmern.“ Auch Wurth fordert, dass der Eigenanbau allen Patienten genehmigt werde, „die das können und wollen“. Das funktioniere in den USA reibungslos. Ungeachtet des Eigenanbaus fordert Blienert eine Ausweitung des Anbaus in Deutschland, „um einen echten Handel und Austausch zu ermöglichen.“

Mehr Geld für Forschung und Entwicklung

Alexander Rieg, Berater bei AR Pharma Consulting sowie Gründer und ehemaliger Geschäftsführer bei Geca Pharma, kritisiert den Widerspruch, dass man nicht auf der einen Seite nach medizinsicher Evidenz rufen könne, „aber auf der anderen Seite kaum wissenschaftliche Studien“ fördere. „Ansonsten laufen wir Gefahr, dass wir das therapeutische Potential von medizinischem Cannabis nicht voll ausschöpfen“, fürchtet Rieg. Mit diesem Anliegen ist er nicht alleine. Auch Jens Iwer vom Bund deutscher Cannabispatienten (BDCan), Blienert und Schütze wünschen sich eine bessere Studienlage. – „um so die vielfältigen Möglichkeiten der Cannabismedizin mehr Patienten zugänglich machen zu können“, so Iwer.

Besser ausgebildete Ärzte und Apotheker

Max Plenert, einer der ersten Cannabis-Patienten Deutschlands, fordert mehr Wissensvermittlung und Vernetzung für verschiedene Akteure. Als Beispiel nennt er „Wissenskits für Ärzte und Patienten für die Sprechstunde“. Alexander Rieg will die „Ausbildung von Ärzten, Apothekern und allen an der Versorgung beteiligten Berufsgruppen bezüglich medizinischen Cannabis zügig“ verbessern. „Wir bei Drapalin haben festgestellt, dass es immer noch einen großen Bedarf für Weiterbildung von Seiten der Ärzte und Apotheker gibt – besonders für die tägliche Praxis. Daher haben wir das Thema CME-Weiterbildung selbst in die Hand genommen und vorerst ein digitales Angebot aufgesetzt“, sagt Geschäftsführerin Lana Korneva zum aktuellen Angebot an Aus- und Weiterbildung für Fachkreise.

Neue Darreichungsformen und Vollextrakte gewinnen an Bedeutung

Jürgen Neumeyer, Geschäftsführer BvCW, geht davon aus, dass „in Zukunft mehr standardisierte Arzneimittel mit Cannabinoiden auf den Markt kommen“. Erwartet allerdings, dass „noch einige Jahrzehnte“ vergehen, bevor diese „das Wirkungsspektrum der Blüten“ abdecken können. Axel Gille, Präsident Aurora Europe, beobachtet, dass alternative Darreichungsformen wie z.B. Cannabisvollextrakte zunehmend an Bedeutung gewinnen. Dem pflichtet auch Dennis Stracke von der Medios Apotheke bei. Er sieht die Chance, „dass sich Cannabinoid-haltige Rezepturarzneimittel weiterentwickeln, sich neue Darreichungsformen etablieren und sich somit das Portfolio der Applikationsmöglichkeiten“ erweitere. „Trotz der bestehenden Lieferschwierigkeiten werden wir in Zukunft mehr Angebot – sowohl für Blüten als auch Extrakte – sehen. Die Stabilität und Lieferbarkeit der Produkte ist immer noch eine große Herausforderung für die Unternehmen, wir rechnen aber auch mit neuen Ländern, aus denen Cannabis für den Deutschen Markt kommen wird“, schätzt Lana Korneva von Drapalin die zukünftige Angebotssituation ein.

Direkte Weiterreichung der Ware

Georg Wurth vom Hanfverband spricht sich für eine einfachere Handelskette aus: „Der Unsinn, die Dosen mit den Hanfblüten zu öffnen, zu überprüfen und dann mit einem saftigen Preisaufschlag zu versehen, muss beendet werden. Es spricht nichts dagegen, die bereits durch die Cannabisagenturen geprüfte Ware direkt weiterzugeben und den Preis auf ein normales Niveau zu drücken.“

Mehr Transparenz und einheitliche Regulierung

Neumeyer will mit seinem BvCW, mehr Transparenz und bundeseinheitlich gleiche Regulierungen erreichen. Auch Peter Homberg, Rechtsanwalt bei Dentons, bezeichnet die bundesweit uneinheitliche Rechtshandhabung in Bezug auf medizinisches Cannabis in „jeder Hinsicht“ als „verbesserungsbedürftig“. Sie stelle eine komplexe Hürde für den innerdeutschen Handel dar.

Vorsicht vor Scharlatanen

Stephen Murphy, Gründer von Prohibition Partners, warnt unterdessen davor, dass das Interesse an Cannabis auch von börsennotierten Unternehmen ausgenutzt wird. Er befürchtet in Europa einen Crash analog zu den Erfahrungen auf dem nordamierkanischen Markt: „Die Aufklärung der Anleger und die Transparenz in der Branche werden weiterhin von großer Bedeutung sein.“

Mehr Wettbewerb darf die Qualität nicht tangieren

Der Wettbewerb hat sich zuletzt verschärft. Cansativas Jakob Sons warnt: „`Verhindern´ müssen wir daher, dass Wettbewerb mit einem Qualitätsdefizit einhergeht. `Verbessern´ können wir als Industrie unsere Effizienz, um bei gleicher Qualität geringere Kosten und wettbewerbsfähige Produkt- und Serviceangebote zu realisieren.“

Die Chancen, dass sich im nächsten Jahre einiges tut, stehen übrigens gar nicht so schlecht: SPD-Politiker Burkhard Blienert erwartet nach der Bundestagswahl in jedem Fall „zügig“ eine Reform des Gesetzes.

Basierend auf den Materialien krautinvest.de

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Since the “Cannabis as Medicine” law came into force on March 10, 2017, the prescription of cannabis for therapeutic purposes has been legal in Germany. With the guidance of a doctor, patients can obtain a prescription for medicinal cannabis and thus receive and use medicinal cannabis in various forms.
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