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Cannabisherkunft

Cannabis ist vermutlich eine der ältesten Kulturpflanzen der Menschheit. So belegen verschiedene historische Quellen, dass Hanf weltweit zu einer der am häufigsten angebauten Nutzpflanze zählt. Der Begriff „Hanf“ hat seinen Ursprung im Indoeuropäischen und leitet sich vom altdeutschen bzw. altenglischen Namen „Hanaf“ bzw. „Hamp“ ab. Eine erste Dokumentation darüber, wie Cannabis aussieht ist aus dem Jahr 512 n. Chr. überliefert. Der sogenannte Anicia-Kodex, ein antikes illustriertes pharmazeutisches Handbuch, enthält die erste botanische Zeichnung der Cannabispflanze.
Die ursprüngliche Cannabisherkunft wird in der Literatur häufig dem ost- bzw. westasiatischen Raum zugeschrieben. Von dort ausgehend wurde die Cannabispflanze weltweit verbreitet und ihr vielschichtiger Nutzen etablierte sich in den damaligen Hochkulturen.

Ebenso historisch wie die Hanfherkunft selbst ist auch ihre Bedeutung in der Medizin. So ist ihre Verwendung als Heilpflanze für therapeutische Zwecke früh in der Geschichte verankert. Dokumentierte Hinweise über sowohl psychotrope als auch therapeutische Nutzungen gehen dabei bis zu 5000 Jahre zurück.

Haschisch, ein getrocknetes Harz, wird aus den Drüsenhaaren der weiblichen Cannabispflanze hergestellt. Seinen Ursprung findet Haschisch in der arabischen Welt, insbesondere in Marokko. Von dort ausgehend fand seine weltweite Verbreitung statt. „Haschisch“ grenzt sich von dem Begriff „Marihuana“ ab. Dieses wird aus den getrockneten Triebspitzen der Pflanze hergestellt. Historische Quellen deuten darauf hin, dass Marihuana seinen Ursprung in der chinesischen Hochkultur hat.

Geschichte der medizinischen Verwendung von Cannabis

Ebenso historisch wie die Hanfherkunft selbst ist auch ihre Bedeutung in der Medizin. So ist ihre Verwendung als Heilpflanze für therapeutische Zwecke früh in der Geschichte verankert. Dokumentierte Hinweise über sowohl psychotrope als auch therapeutische Nutzungen gehen dabei bis zu 5000 Jahre zurück.

Сannabisprodukte

Hanf ist eine der am besten erforschten Pflanzen in der Geschichte der Menschheit. Dies hat zur Folge, dass heute mehrere hundert biologisch aktive Substanzen der Pflanze bekannt sind. Die Cannabispflanze ist in vielerlei Hinsicht eine (wirtschaftlich) interessante Nutzpflanze. Dies spiegelt sich in einer breiten Palette von Cannabisprodukten auf dem weltweiten Markt wider. Von Papier bis hin zu Arzneimitteln – die Hanfpflanze gilt als ein echtes Multitalent, da nahezu alle Bestandteile dieses nachwachsenden Rohstoffs genutzt werden können. Gleichzeitig floriert die Forschung an neuen Einsatzmöglichkeiten.

Nutzung in der Kosmetik- und Lebensmittelindustrie

In den Bereichen der Kosmetik- und Lebensmittelindustrie dient der sogenannte Nutzhanf oder Industriehanf immer häufiger als nachwachsende Rohstoffquelle. In Deutschland werden die als Nutzhanf zugelassenen Sorten durch das Ministerium für Landwirtschaft und Ernährung (BLE) streng reglementiert: es dürfen nur Sorten angebaut werden, die maximal 0,2% THC enthalten.

In der Kosmetikindustrie wird insbesondere das aus den Hanfsamen gewonnene Öl sowie Extrakte aus den Wurzeln oder auch den Blättern der Nutzhanfpflanze verwendet. Das Produktspektrum reicht von Körper- und Haarpflegeprodukten bis hin zu Badezusätzen. Insbesondere CBD-haltige Produkte werden immer beliebter, da diesem Cannabinoid viele für die Haut wertvolle Funktionen zugeschrieben werden: Laut der CosIng (Cosmetic Ingredients) Datenbank CBD (CAS # 13956-29-1) wirkt es talgreduzierend, antioxidativ, hautpflegend und hautschützend.

Auch in der Lebensmittelindustrie erfreuen sich Hanfprodukte einer immer größer werdenden Beliebtheit. Insbesondere die Hanfsamen werden hier aufgrund ihrer wertvollen Substanzen verwendet. Das aus den Samen gewonnene Hanföl, oder auch Hanfsamenöl genannt, ist ein Speiseöl mit zahlreichen hochwertigen Inhaltsstoffen: An erster Stelle sind hier essenzielle Fettsäuren, wie ungesättigte Omega-3- und Omega-6-Fettsäuren zu nennen. Darüber hinaus enthält Hanföl wichtige Mineralstoffe, wie Zink, Eisen, Kalzium und Magnesium sowie Vitamine, wie B1, B2 und E. Im Zuge der Herstellung des Hanfspeiseöls entsteht als Nebenprodukt der sogenannte Hanfsamenkuchen. Dieser ist höchst eiweißreich und bildet die Hauptquelle des Hanfproteins. Hanfsamen und Hanfprotein sind immer häufiger in Müsliriegeln, in Shakes oder in Tees zu finden.

Nutzung in der Papier-, Textil- und Baustoffindustrie

Hanf gilt als eine der ertragreichsten Faserpflanzen. Die Hanffasern ähneln dabei in ihrem Aussehen dem der Flachsfasern. Insbesondere die Längsfasern des Cannabisstängels finden häufig Verwendung in der Papier- und Textilindustrie. Aber auch im Wirtschaftsbereich der Bau- und Dämmstoffe werden Hanffasern immer häufiger verwendend und es wird stetig an neuen Einsatzmöglichkeiten geforscht. Nutzhanf als nachwachsender Rohstoff ist vor allem aufgrund seiner hohen Ausbeute in vielen Industriezweigen lukrativ. Manche Sorten erreichen in relativ kurzer Zeit eine Höhe von ca. 7 Metern. Die Fasern der Hanfpflanze sind darüber hinaus länger im Vergleich zu anderen Pflanzen. Dies verleiht ihnen äußerste Strapazier- und Reißfestigkeit. Die Faserlänge ist auch im Hinblick auf Recycling in der Papierherstellung besonders interessant, da sie über eine höhere Anzahl an Recyclingkreisläufen brauchbar bleiben.

Nutzung in der Medizin

Anders als bei der industriellen Verwendung von Nutzhanf, bei der sowohl weibliche als auch männliche Hanfpflanzen eingesetzt werden, werden zu medizinischen Zwecken ausschließlich weibliche Cannabispflanzen verarbeitet. In Deutschland können Patienten Cannabisprodukte (Medizinalcannabis) in der Apotheke auf Rezept erhalten. Dabei kann man allgemein zwischen zwei Kategorien unterscheiden: Fertigarzneimittel und Rezepturarzneimittel.

Fertigarzneimittel sind gemäß § 4 Absatz 1 AMG definiert als „Arzneimittel, die im Voraus hergestellt und in einer zur Abgabe an den Verbraucher bestimmten Packung in den Verkehr gebracht werden oder andere zur Abgabe an Verbraucher bestimmte Arzneimittel, bei deren Zubereitung in sonstiger Weise ein industrielles Verfahren zur Anwendung kommt oder die, ausgenommen in Apotheken, gewerblich hergestellt werden. Fertigarzneimittel sind nicht Zwischenprodukte, die für eine weitere Verarbeitung durch einen Hersteller bestimmt sind.“ Fertigarzneimittel sind von der Behörde für eine bestimmte Anwendung zugelassen und „fertig“ – d.h. sie werden in der Aufmachung bzw. Verpackung, in der sie vom Hersteller angeliefert werden, auch verkauft. Rezepturarzneimittel dagegen werden patientenindividuell auf ärztliche Verschreibung durch die Apotheke final als Endprodukt hergestellt. Sowohl Cannabisblüten als auch Cannabisextrakte können sowohl als Fertigarzneimittel als auch als Rezepturarzneimittel in der Apotheke erhalten werden.

Die Liste in Deutschland verschreibbarer Cannabisprodukte wächst stetig und immer mehr Hersteller medizinischer Cannabisprodukte drängen auf den Markt. Dies trägt zu einer kontinuierlichen Erweiterung der legal verfügbaren Cannabisprodukte in Deutschland bei.

LEGALISIERUNG VON
MEDIZINALCANNABIS IN DEUTSCHLAND

Vorgeschichte

Obwohl Cannabis in der Geschichte schon früh als Heilpflanze verwendet wurde, fehlte lange Zeit die Akzeptanz Cannabis-basierter Medikamente.

Seit 2007 konnten Patienten eine Ausnahmeerlaubnis bei der Bundesopiumstelle einreichen. Die Genehmigung dieser Erlaubnis erfolgte allerdings nur in Ausnahmefällen und entstehende Behandlungskosten mussten von den Patienten selbst getragen werden.

Im Laufe der Jahre nahm das Interesse gegenüber der Verwendung von Cannabis zu medizinischen Zwecken immer mehr zu und das therapeutische Potential rückte mehr und mehr in den Fokus neuer Forschungsansätze.

Ein entsprechender Gesetzesentwurf der Bundesregierung aus dem Jahr 2016 bereitete den Weg für die Legalisierung von Cannabis als Therapieoption.

Aktuelle gesetzliche Lage

Am 19. Januar 2017 wurde das Gesetz zur Legalisierung von Cannabis für den medizinischen Gebrauch beschlossen und trat am 10. März 2017 in Kraft. Die Änderung betraf sowohl das Betäubungsmittelgesetz und die Betäubungsmittel-Verschreibungsverordnung als auch das Fünfte Buch des Sozialgesetzbuches.

Konkret haben sich dadurch folgende Neuerungen ergeben:

  • Cannabisblüten sowie daraus hergestellte Extrakte dürfen zu therapeutischen Zwecken verschrieben werden. Damit entfällt der zuvor erforderliche Antrag auf Ausnahmeerlaubnis bei der Bundesopiumstelle.
  • Jeder niedergelassene Arzt kann Blüten und Extrakte in pharmazeutischer Qualität auf einem Betäubungsmittelrezept verschreiben. Zahnärzte und Tierärzte dürfen dagegen kein Cannabis verschreiben.
  • Die Kosten für die Behandlung werden bei Erfüllung bestimmter Vorgaben von den Krankenkassen übernommen

Damit eröffnet die Legalisierung von medizinischem Cannabis zu therapeutischen Zwecken neue Möglichkeiten der gesundheitlichen Versorgung der Bevölkerung in Deutschland.

MEDIZINISCHES CANNABIS: SORTEN

Botanik von Cannabis sativa L.

Die botanische Gattung Cannabis gehört zur Familie der Hanfgewächse (Cannabaceae). Aus wissenschaftlicher Sicht umfasst die Gattung Cannabis nur eine Art:
Cannabis sativa L. Oftmals ist jedoch auch eine Aufteilung in drei Cannabisarten zu finden:

Cannabis ruderalis
Cannabis indica
Cannabis sativa

Verschiedene Hybridisierungen aus Cannabis sativa und Cannabis indica werden heute genutzt, um Sorten verschiedenen Chemotyps zu generieren. Diese weisen entweder einen hohen THC- und niedrigen CBD-Gehalt, oder umgekehrt, einen hohen CBD-Gehalt und niedrigen THC-Gehalt auf. Der dritte Chemotyp ist eine intermediäre Form mit etwa gleichen Anteilen an THC und CBD.

Auch wenn sich diese Sorten in ihrem THC- und CBD-Gehalt unterscheiden, ist ihre Unterteilung nicht allein darauf zurückzuführen. Vielmehr dient zur Charakterisierung der Sorten die Gesamtzusammensetzung aus Cannabinoiden und Terpenen und das sich daraus ergebende chemische Profil.

Eine weitere Unterscheidung wird zudem zwischen medizinischem Cannabis (Medizinalcannabis) bzw. dem Rauschmittel und dem sogenannten Faserhanf oder Industriehanf (oft als Nutzhanf bezeichnet) getroffen. Faserhanf enthält dabei per Definition nicht mehr als maximal 0.2 % THC. Wie der Name schon andeutet, wird dieser insbesondere zur Gewinnung von Hanffasern verwendet. Deren Samen werden zudem unter anderem für Lebensmittel (z.B. Hanföl) und Kosmetika eingesetzt.

Es gibt sowohl männliche als auch weibliche Pflanzen. Für medizinische Zwecke werden aufgrund der höheren Menge an Cannabinoiden hauptsächlich die Blüten der weiblichen Pflanze verwendet. Die Wahl der jeweiligen Cannabis Sorten für die medizinische Verwendung hängt von der chemischen Zusammensetzung der Pflanze und der zu behandelnden Indikation des Patienten ab. Ein Überblick über aktuelle medizinische Cannabis Sorten ist unter anderem auf der Homepage verschiedener Apotheken und Cannabis-Verbänden zu finden.

ENDOCANNABINOIDSYSTEM

Das Endocannabinoidsystem (ECS) ist ein biologisches System unseres Körpers, welches mit körpereigenen (endogenen) Cannabinoiden interagieren kann und so lebenswichtige Prozesse reguliert. Diese Interaktion ist allerdings nicht nur auf Endocannabinoide begrenzt: auch pflanzliche Cannabinoide, sogenannte Phytocannabinoide, können mit diesem System wechselwirken. Das ECS ist somit die biologische Grundlage dafür, dass extern zugeführte Cannabinoide ihre Wirkung in unserem Körper entfalten können.

Im Wesentlichen besteht das Endocannabinoidsystem (ECS) aus drei Komponenten:

  • körpereigene endogene Cannabinoide wie Anandamid (N- Arachidonylethanolamid, AEA) und 2- Arachidonylglycerol (2-AG)
  • anabolische und katabolische Enzyme für Synthese und Abbau der Cannabinoide
  • Spezifische Rezeptoren der Cannabinoide (CB1-und CB2-Rezeptoren)

Das ECS nimmt vor allem eine essenzielle Rolle in der Modulation neuronaler Aktivitäten aber auch in der Regulierung der Funktionsweise verschiedener weiterer Organe ein. Zahlreiche neurologische Dysfunktionen sind mit einer Fehlregulation dieses komplexen Netzwerks verbunden, weshalb das ECS immer mehr in den Fokus medizinischer Behandlungsansätze rückt.

Die aus Cannabispflanzen gewonnenen Phytocannabinoide, wie Δ9-Tetrahydrocannabinol (THC) und Cannabidiol (CBD), können analog zu körpereigenen Cannabinoiden an CB1– und CB2-Rezeptoren binden und mögliche Fehlregulationen des ECS auffangen und ihnen entgegenwirken.

CB1-Rezeptoren kommen insbesondere im zentralen Nervensystem vor und zählen dort zu den häufigsten G-Protein gekoppelten Rezeptoren. Zusätzlich zum Nervensystem ist das ECS auch mit dem Immunsystem assoziiert. Hier spielen vor allem CB2-Rezeptoren eine wesentliche Rolle, die auf Immunzellen, wie T- und B-Lymphozyten und Makrophagen, sowie auf blutbildenden Zellen vorkommen.

Der generelle Wirkmechanismus des ECS im neuronalen Kontext besteht darin, die Neurotransmitteraktivität zu modulieren und überschießende Reaktionen zu reduzieren. Die hemmende Wirkung basiert dabei auf der Aktivierung der Cannabinoid-Rezeptoren auf den Nervenzellen durch Bindung der Endocannabinoide. Endocannabinoide werden im Gegensatz zu den meisten anderen Neurotransmittern nicht akut von der vorangeschalteten präsynaptischen Nervenzelle, sondern permanent von der nachgeschalteten postsynaptischen Nervenzelle produziert.

Ist die Konzentration anderer Neurotransmitter im synaptischen Spalt zwischen zwei Nervenzellen besonders hoch, werden Endocannabinoide verstärkt an der Postsynapse gebildet und in den synaptischen Spalt abgegeben. An der Präsynapse binden sie an die dort exprimierten Cannabinoid-Rezeptoren, welche daraufhin aktiviert werden und eine Signalkaskade auslösen, die die übermäßige Neurotransmitteraktivität auf präsynaptischer Seite reduziert (retrograde Hemmung).

Neueste wissenschaftliche Erkenntnisse konnten belegen, dass Endocannabinoide über die sogenannte Darm-Hirn-Achse auch auf unseren Verdauungstrakt wirken. Diese Interaktion führt dazu, dass das ECS auch einen entscheidenden Einfluss auf die Kontrolle von Übelkeit und Erbrechen ausübt.

Die vollständige Aufklärung der genauen Funktionsweise des ECS ist aktuell Gegenstand zahlreicher Forschungsprojekte. Jedoch erweist sich bereits zum jetzigen Zeitpunkt das ECS und damit die medizinische Anwendung von Phytocannabinoiden als ein vielversprechendes Ziel neuartiger Therapieansätze für verschiedenste neuronale und chronische Erkrankungen.

Pharmakokinetik und Bioverfügbarkeit der Cannabinoide

Der Begriff Pharmakokinetik beschreibt die Gesamtheit aller Prozesse im Körper, denen ein Arzneimittel ausgesetzt ist: Beginnend bei der Aufnahme (Resorption) umfasst sie die Verteilung im Körper (Distribution), die Verstoffwechslung (Metabolisierung) sowie schließlich die Ausscheidung (Exkretion).

Die Art der Einnahme des Medikaments entscheidet dabei maßgeblich über die Pharmakokinetik und damit schließlich auch über die Verfügbarkeit der Wirkstoffe im Körper (Bioverfügbarkeit).

INHALTS- UND WIRKSTOFFE

Cannabis sativa L. akkumuliert ihre charakteristischen Inhaltsstoffe wie Terpene und Cannabinoide nicht in intrazellulären Vakuolen (mit Zellsaft gefüllte Zellorganellen), sondern in feinen Drüsenhaaren, den sogenannten Trichomen. Diese kommen in besonders hoher Dichte auf den Blüten weiblicher Cannabispflanzen vor. Zu den am besten charakterisierten Cannabis-Wirkstoffen zählen die sogenannten Terpene und die Phytocannabinoide, darunter der wohl bekannteste Wirkstoff THC. Die Sorten-spezifische Zusammensetzung der Cannabis Inhaltsstoffe bestimmt schlussendlich die pharmakologische Wirkung der Pflanze.

Terpene

Terpene sind flüchtige Kohlenwasserstoffe und bilden die größte Gruppe organischer Verbindungen in Pflanzen. Sie bestimmen den charakteristischen Geruch und Geschmack einer Pflanze und sind daher die wichtigste Komponente in ätherischen Ölen. Für Cannabis sind mittlerweile über 200 Terpene beschrieben.

Dementsprechend groß ist die Vielfalt an unterschiedlichen Aromen aber auch an verschiedenen pharmakologischen Wirkungsmöglichkeiten. Die individuelle Zusammensetzung der Terpene, auch Terpen-Profil genannt, trägt zum charakteristischen Chemotyp der jeweiligen Cannabissorte bei.

Phytocannabinoide

Bei Phytocannabinoiden handelt es sich um bioaktive pflanzliche Stoffe, von denen lange Zeit angenommen wurde, dass sie ausschließlich in Cannabis sativa L. vorkommen. So wurden diese Inhaltsstoffe zwar zuerst aus der Cannabispflanze isoliert, inzwischen ist jedoch bekannt, dass sie unter anderem auch in Rhododendron-Arten, einigen Hülsenfrüchten, sowie in manchen Pilzen nachweisbar sind. Zu den biologischen Funktionen der Cannabinoide gehören sowohl der Schutz der Pflanze vor UV-Licht und Austrocknung als auch die Abwehr von Schädlingen und Fraßfeinden.

Für Cannabis sativa L. sind bislang über 100 Cannabinoide bekannt.

Cannabinoide bilden sich aus ihren jeweiligen Vorstufen, den Cannabinoid-Säuren, die in hoher Konzentration in frisch geschnittenem Pflanzengewebe vorkommen. Durch Decarboxylierung entstehen aus den Cannabinoid-Säuren die aktiven Cannabinoide. Die Abspaltung der Säuregruppen wird dabei z.B. durch Faktoren wie UV-Licht, Hitze (etwa beim Rauchen oder Verdampfen) oder längere Lagerung induziert.

Δ9-THC

Δ9-THC (Δ9-Tetrahydrocannabinol, THC) ist das wohl bekannteste Phytocannabinoid und ist für die psychotrope Wirkung von Cannabis sativa L. verantwortlich. THC ist stark lipophil (fettlöslich) und reichert sich vor allem im Fettgewebe und in der Milz an. Wird THC wieder aus dem Fettgewebe freigesetzt, hat es eine Halbwertszeit von mehreren Tagen bis hin zu mehreren Wochen.

Aus wissenschaftlicher Sicht ist THC das wohl am umfangreichsten erforschte Phytocannabinoid. Es ist bekannt, dass THC ein partieller Agonist von sowohl CB1– als auch von CB2-Rezeptoren ist. Dies bedeutet, dass durch die Bindung von THC an diese Rezeptoren, bevorzugt an die CB1-Rezeptoren, ein aktivierendes Signal ausgelöst wird, welches schlussendlich für die psychoaktive Wirkung dieses Phytocannabinoids verantwortlich ist. Insbesondere seine schmerzlindernden und entzündungshemmenden Eigenschaften sind im Kontext zahlreicher akuter sowie chronischer Erkrankungen gut dokumentiert.

Für die medizinische Verwendung der Cannabispflanze ist eine genaue Deklaration des THC-Gehalts erforderlich. Dies setzt voraus, dass alle pharmazeutisch genutzten THC-Produkte mittels vorgegebener standardisierter Labormethoden bezüglich ihres THC-Gehalts geprüft und bewertet werden.

CBD

CBD (Cannabidiol) ist der bekannteste Vertreter der nicht-psychotropen Phytocannabinoide der Cannabispflanze. Im Gegensatz zu THC kommt CBD vorwiegend auch in Nutzhanf (Faserhanf) vor.

CBD wirkt als Antagonist endogener Cannabinoid-Rezeptoren. Dies bedeutet, dass CBD an CB1– und CB2-Rezeptoren bindet und sie dadurch blockiert. Auch wenn diese Bindung an die Rezeptoren mit vergleichsweise niedriger Affinität erfolgt, verleiht dieser hemmende Wirkmechanismus CBD die Eigenschaft, einige unerwünschte Nebeneffekte von THC zu mildern. Präklinische Studien belegen insbesondere die anti-inflammatorischen (entzündungshemmenden) Eigenschaften dieses Phytocannabinoids. Weiterführende Untersuchungen ergänzen diese um mögliche immunsuppressive (eine Immunantwort unterdrückende) und neuroprotektive (die Nerven schützende) Merkmale.

Der CBD-Gehalt sowie ggf. das THC/CBD-Verhältnis der Cannabisprodukte bestimmt deren medizinische Wirkung. CBD muss daher, ebenso wie THC, gemäß genauen Vorgaben in Qualitätskontrolllaboren geprüft werden, bevor ein Produkt auf den Markt gebracht werden kann.

CBG

CBG (Cannabigerol) ist ein weiteres nicht-psychoaktives Cannabinoid, welches in größeren Mengen vor allem in Cannabispflanzen mit niedrigem THC-Gehalt vorkommt. Es zählt als „Vorläufer“-Cannabinoid für THC und CBD. Als partieller Agonist bindet von es CB1– und CB2-Rezeptoren mit niedriger Affinität. Zusätzlich zu seinen entzündungshemmenden Eigenschaften wird CBG eine anti-depressive Wirkung zugeschrieben. Vielversprechende Daten, die in Tiermodellen erhoben wurden, deuten zudem auf eine antibakterielle Wirkung von CBG hin.

CBC

CBC (Cannabichromen) zählt ebenfalls zu den nicht-psychoaktiven Cannabinoiden. Neben den schmerzlindernden, sedativen und anti-inflammatorischen (entzündungshemmenden) Eigenschaften weist CBC, ähnlich wie CBG, ein vielversprechendes antimikrobielles Potential auf.

CBN

CBN (Cannabinol) kommt in frischem Cannabis nur in geringer Menge vor, da es ein Produkt der THC-Oxidation ist. Zu dieser Reaktion kommt es vor allem dann, wenn THC Sauerstoff, Hitze oder Licht über längeren Zeitraum ausgesetzt ist. CBN zeichnet sich neben den allgemein entzündungs- und schmerzlindernden Eigenschaften vor allem durch eine sedierende Wirkung aus.

Δ9-THCV

Δ9-THCV (Δ9-Tetrahydrocannabivarin, THCV) hat strukturelle Ähnlichkeiten mit THC. THCV kann ebenfalls an CB1– und CB2-Rezeptoren binden. Für CB2-Rezeptoren ist es als partieller Agonist mit aktivierender Wirkung beschrieben. An CB1-Rezeptoren induziert die Bindung in Abhängigkeit von der Konzentration jedoch unterschiedliche Signale. In niedrigen Konzentrationen wirkt THCV als Antagonist und hat eine blockierende Wirkung. Verschiedene Studien lassen auf entzündungshemmende und krampflösende Eigenschaften von THCV schließen.

Verschiedene prä-klinische Studien liefern Hinweise, dass sich Cannabinoide untereinander aber auch in Kombination mit anderen pflanzlichen Inhaltsstoffen wie Terpenen in ihrer biologischen Aktivität verstärken. Dieses Prinzip wird als Entourage- oder auch Synergie-Effekt bezeichnet.

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