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Cannabis und das Gehirn: Wie schädlich ist es wirklich?

Medizinisches Cannabis ist in mehreren Ländern der Welt legalisiert worden. Es kann mehr als 100 Inhaltsstoffe enthalten, die sowohl positive wie auch negative Wirkungen haben können. Die beiden wichtigsten Vertreter sind Tetrahydrocannabinol (THC), der psychotrope Inhaltsstoff von Cannabis, und Cannabidiol (CBD), welches nicht psychotrop ist und teils den Eigenschaften von THC entgegenwirkt (1).

In den letzten Jahren wurde Cannabis vermehrt medizinisch eingesetzt. Dabei kann es bei völlig unterschiedlichen Erkrankungen zur Anwendung kommen. Durch ärztlich verordnetes Cannabis kann die therapeutischen Wirkung von Cannabis gezielt genutzt und die Nebenwirkungen kontrolliert werden.

Davon zu unterscheiden ist der Freizeitkonsum. Cannabis kann in mehreren Ländern legal nicht nur als Medizin, sondern auch für den Freizeitgebrauch erworben werden. Vor diesem Hintergrund ist es umso wichtiger, sich damit auseinander zu setzen, wie Cannabis das Gehirn beeinflussen kann. Es gibt Veröffentlichungen, die eindeutig zeigen, dass die chronische Anwendung von Cannabis schädlich für das Gehirn sein könnte. Dies gilt insbesondere für den Freizeitkonsum bei jüngeren oder sehr jungen Menschen. Werfen wir einen genaueren Blick auf die Forschung zu den langfristigen Auswirkungen von Cannabis auf das Gehirn.

cannabis-und-das-gehirnWie wirkt sich Cannabis auf das menschliche Gehirn aus?

Aufgrund seiner Geschichte als illegales Betäubungsmittel wurden die meisten Studien über die Auswirkungen von Cannabis auf das Gehirn an Probanden mit chronischem Cannabis-Freizeitkonsum durchgeführt. Bei diesen Menschen hat sich gezeigt, dass Cannabis strukturelle Veränderungen in der Hirnanatomie hervorruft. Dies betrifft insbesondere den Bereich des Hippocampus. Zurückzuführen ist dies auf die hohe Dichte von Cannabinoidrezeptoren in der hippocampalen Region.(2)

Darüber hinaus haben neurowissenschaftliche Untersuchungen ergeben, dass eine starke chronische Anwendung von Cannabis zwar zu Veränderungen der Gehirnfunktion führen kann, diese jedoch nicht mit merklichen Leistungsstörungen verbunden sind. Dies deutet darauf hin, dass die Leistung durch Hirnregionen aufrechterhalten wird, die normalerweise nicht an einer bestimmten kognitiven Funktion beteiligt sind.(2)

Was die Auswirkungen von Cannabis auf die kognitiven Fähigkeiten betrifft, so sind diese bei jugendlichen chronischen Konsumenten am auffälligsten. Während die Ergebnisse zur Intelligenz widersprüchlich sind, bestätigen viele Studien die negativen Auswirkungen unter anderem auf das Gedächtnis und die Informationsverarbeitung. Bemerkenswert und besorgniserregend ist, dass sich diese Auswirkungen mit zunehmender Menge, Häufigkeit und Dauer des Cannabiskonsums im Jugendalter verschlimmern.(2)

Trotz dieser Ergebnisse ist es wichtig, darauf hinzuweisen, dass es viele Unstimmigkeiten gibt, wenn es um Studien zur neurologischen Bildgebung über die Auswirkungen von Cannabis geht. Oft gibt es große Unterschiede bei der Messung von Menge, Häufigkeit und Dauer des Cannabiskonsums. Außerdem kann das Fehlen eines einheitlichen Studiendesigns und einheitlicher Methoden zu widersprüchlichen Ergebnissen führen.(2)

Gehirnfunktion bei Cannabis einnahmeWie medizinisches Cannabis sicher eingesetzt werden kann

Wie bei jedem Arzneimittel entscheidet der Kontext, in dem es verwendet wird, über seine Wirksamkeit. Bei arzneilicher Verwendung kann Cannabis positive therapeutische Wirkungen mit handhabbaren Nebenwirkungen haben. Um dies zu gewährleisten, müssen sich die Patienten nicht nur an die Anweisungen des verschreibenden Arztes halten, sondern auch Veränderungen und Nebenwirkungen entsprechend mitteilen.

Ein wirksames Risikomanagement kann Probleme im Zusammenhang mit möglichen Cannabis-Nebenwirkungen aufdecken und verhindern. Die folgenden Empfehlungen für Ärzte können dazu beitragen, die Sicherheit der Patienten zu gewährleisten (5):

1. Gewährleistung einer sicheren Versorgung
Die Patienten müssen unbedingt Zugang zu einem zuverlässigen medizinischen Cannabisprodukt von pharmazeutischer Qualität haben, um eine gleichmäßige Dosierung zu gewährleisten.

2. Screening der Patienten
Faktoren, die eine Person selbst beim Einsatz von medizinischem Cannabis anfälliger für die Ausbildung einer Abhängigkeit machen könnten (z. B. junges Alter, chronische Cannabisanwendung in der Familie, psychische Erkrankungen, derzeitige starke Anwendung von Cannabis), müssen bei der Verschreibung unbedingt berücksichtigt werden.

3. Regelmäßige Überwachung der eingenommenen Menge
Eine gezielte und regelmäßige Überwachung der Anwendung von medizinischem Cannabis ist notwendig, um das Risiko für Nebenwirkungen und die Entwicklung einer Abhängigkeit zu minimieren.

4. Personalisierte Behandlung
Die Behandlung mit medizinischem Cannabis sollte personalisiert erfolgen. Die folgenden Aspekte können je nach Krankheitszustand und individuellem Krankheitsgeschehen angepasst werden:

  • Verhältnis von THC zu CBD
  • Häufigkeit der Anwendung
  • Art der Verabreichung

Möglicherweise tragen auch genetische Unterschiede der Cannabisrezeptoren oder des Stoffwechsels zwischen verschiedenen Patienten zum Behandlungserfolg bei.
Hieraus kann von Patient zu Patient ein unterschiedlicher Ansatz etabliert und das zum Teil völlig unterschiedliche Risiko für die Entstehung einer Abhängigkeit adressiert werden.

5. Abwägung zwischen Patientenbedürfnis und Gesundheitsrisiko.
Die Risiken von medizinischem Cannabis müssen gegenüber anderen, etablierten Medikamenten abgewogen werden, von denen einige etwa auch selbst ein höheres Nebenwirkungspotenzial aufweisen können. Bei der Verschreibung müssen Arzt und Patient diesen Kompromiss gemeinsam abwägen, insbesondere wenn die Anwendung wahrscheinlich langfristig erforderlich ist.

Cannabis Auswirkungen Gehirnentwicklung Schlussfolgerung

Alles in allem sind die Risiken von Cannabis für das Gehirn keinesfalls zu vernachlässigen.

Einige Studien zeigen, dass eine starke chronische Anwendung zu Freizeitzwecken von Cannabis schädliche Auswirkungen auf die Gehirnentwicklung haben kann, was insbesondere bei einem Konsum in jungen Jahren gilt. Während die Daten zu den Auswirkungen auf Jugendliche sehr eindeutig sind, bedarf es weiterer einheitlicher und zuverlässiger Studien, um die Auswirkungen von Cannabis auf das Gehirn von Erwachsenen zu ermitteln.

Dennoch haben Cannabinoide positive therapeutische Wirkungen, wenn sie verantwortungsbewusst eingesetzt werden. Daher unterliegt medizinisches Cannabis auch der Verschreibungspflicht. Ärzte müssen sowohl die positiven als auch die negativen Eigenschaften von Cannabis berücksichtigen, wenn sie es zur Behandlung einer Krankheit verschreiben. Auf diese Weise wird sichergestellt, dass die Patienten einen maximalen therapeutischen Nutzen bei minimalen Nebenwirkungen haben.

Quellen:

Müller-Vahl KR, Grotenhermen F. Cannabis und Cannabinoide: in der Medizin. 1st ed.
Berlin: MWV Medizinisch Wissenschaftliche Verlagsgesellschaft; 2019. 359 p.

Burggren AC, Shirazi A, Ginder N, London ED. Cannabis effects on brain structure, function, and cognition: considerations for medical uses of cannabis and its derivatives.
Am J Drug Alcohol Abuse. 2019;45(6):563–79.

Rubino T, Parolaro D. The Impact of Exposure to Cannabinoids in Adolescence: Insights From Animal Models. Biol Psychiatry. 2016 Apr 1;79(7):578–85.

Albaugh MD, Ottino-Gonzalez J, Sidwell A, Lepage C, Juliano A, Owens MM, et al. Association of Cannabis Use During Adolescence With Neurodevelopment. JAMA Psychiatry. 2021 Sep 1;78(9):1031–40.

Schlag AK, Hindocha C, Zafar R, Nutt DJ, Curran HV. Cannabis based medicines and cannabis dependence: A critical review of issues and evidence. J Psychopharmacol Oxf Engl. 2021 Jul;35(7):773–85.

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